Zahlenmäßig schwer zu erfassen

Veröffentlicht am: 26. Oktober 2021

Schwer erreichbare junge Menschen zahlenmäßig zu erfassen, ist schwer. Das liegt unter anderem daran, dass die Gruppe sehr heterogen ist in Bezug auf Problematiken und Alter. Um sich der Thematik zu nähern, nutzen Eurostat, die OECD und Destatis den Begriff NEET (Young people neither in employment nor in education and training) und die NEETs-Rate. 

Die NEETs-Rate ist ein zentraler sozialstatistischer Indikator, wie gut jungen Menschen der Übergang ins Erwerbsleben gelingt. Sie erfasst den prozentualen Anteil von jungen Menschen, die nicht in Arbeit, Schule oder Ausbildung sind, gemessen an der Gesamtbevölkerung in derselben Altersklasse.

Deutschland liegt bei 6,4 %, die EU bei 12,8 %

Die Zahlen von Eurostat bieten einen guten Überblick über die Situation junger Menschen in der EU und den einzelnen Mitgliedsländern im Vergleich. 

Für das Jahr 2020 weist Eurostat die NEETs-Rate für Deutschland in der Altersspanne der 15- bis 29-Jährigen mit 6,4 Prozent aus. Damit liegt Deutschland – wie auch die Jahre zuvor – deutlich unterhalb des EU-Durchschnitts. Die EU lag 2020 bei 12,8 Prozent (ohne Großbritannien).

Die niedrigsten Werte haben die Niederlande mit 5,2 Prozent und die Schweiz mit 5,3 Prozent, gefolgt von Luxemburg mit 6,2 Prozent und Norwegen mit 6,3 Prozent. Schweden lag wie Deutschland bei 6,4 Prozent.

Die höchste Rate an NEETs erfasste Eurostat für das Jahr 2020 in Montenegro (26,3 Prozent) und Nord-Mazedonien (26,2 Prozent). Italien lag bei 22 Prozent, Griechenland bei 18,2 Prozent.

Verbindung zu Wirtschaftsleistung und Konjunkturverlauf

Die Zahlen sind eng mit der Wirtschaftsleistung und dem Konjunkturverlauf verknüpft: So stieg der Anteil der NEETs in der EU nach Ausbruch der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise von 12,3 Prozent im Jahr 2008 auf 14,0 Prozent im Folgejahr. Bis 2013 stieg die Rate dann in bescheidenerem Tempo an und erreichte 2013 mit 15,2 Prozent ihren Höchststand. 

Danach ging die Quote in der EU kontinuierlich zurück und lag 2019 mit 11,8 Prozent unter ihrem Niveau von 2008. Im Jahr 2020, mit Ausbruch der COVID-19-Pandemie, stieg die NEETs-Rate jedoch wieder auf 12,8 Prozent.

Komplexe Probleme und Konflikte 

Die Lebenssituation schwer erreichbarer junger Menschen ist häufig von komplexen Problemkonstellationen und Konflikten in den Herkunftsfamilien geprägt. Das zeigen empirische Untersuchungen zu Entkoppelten, jungen Systemsprengern, Straßenjugendlichen und anderen.

Im Rahmen des Pilotprojekts RESPEKT* wurden verschiede Probleme der jungen Menschen erfragt. 41,8 % der jungen Menschen gaben im Jahr 2018 in ihrem Fragebogen an, familiäre Konflikte zu haben. 36,1 Prozent hatten nach eigenen Angaben eine gesundheitliche Einschränkung, 30,4 Prozent berichteten von einer drohenden oder bereits eingetretenen Wohnungslosigkeit.

Mehrfachnennungen waren möglich. Häufig haben junge Menschen am Rand der Gesellschaft auch mit mehreren Problemkreisen zu kämpfen.

* Das 2016 gestartete Pilotprojekt RESPEKT, das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales mit 1,6 Millionen Euro unterstützt wurde, richtete sich an junge Menschen im Alter von 15 bis 25 Jahren und lief bundesweit in 18 verschiedenen Einrichtungen. 

Text: Simone Utler