Ein Jahr gelebte Nachhaltigkeit im Alltag

Veröffentlicht am: 2. Juli 2025

Pfaffendorf – Wie gelingt es, ein so großes und vielfältiges System wie eine Jugendhilfeeinrichtung nachhaltiger zu gestalten – und zwar nicht nur punktuell, sondern als gelebtes Prinzip? Das Team von Don Bosco Pfaffendorf/Ebern hat genau das getan: mit einem Nachhaltigkeitsjahr, das nicht nur Ideen hervorgebracht, sondern vor allem konkrete Veränderungen angestoßen hat.

„Es war eine Gemeinschaftsaufgabe von Anfang an“, sagt Stefan Gehring, Mitarbeiter der Einrichtung, Naturfreund und ausgebildeter Wildnispädagoge. Gehring war einer der Initiatoren des Projekts, das ursprünglich durch einen Beschluss des Don Bosco-Provinzkapitels angestoßen wurde. „Unsere Gesamtleitung Marcel Pelikan wusste um mein persönliches Interesse am Thema und hat mich ermutigt, hier etwas auf die Beine zu stellen.“

Ein Mann und ein hellbrauner Hund sitzen in einer blühenden Blumenwiese.

Stefan Gehring ist Wildnispädagoge und Mitinitiator des Nachhaltigkeitsjahres. 

Vom Impuls zur Praxis

Schnell wurde aus der Idee ein umfassendes Projekt: Ein ganzes Jahr lang rückte Nachhaltigkeit in den Fokus – in Schule, Tagesstätte, Wohngruppen, Verwaltung, Küche, Hausmeisterei und Leitung. Zunächst wurden bestehende Maßnahmen gesammelt und bewertet: 

„Uns war wichtig, auch die vielen Dinge sichtbar zu machen, die schon längst im Alltag verankert waren, aber bisher nicht bewusst als nachhaltig wahrgenommen wurden“, so Gehring. In Gesprächen mit allen Bereichen wurden dann sogenannte „Quick Wins“ identifiziert – einfache Maßnahmen mit großer Wirkung.

Gleichzeitig zeigte sich, wie viele Mitarbeitende das Thema mittragen. Ob Leitungsrunde oder WG-Team – überall entstanden neue Ideen: von Recycling-Projekten bis zur Einführung von Fairtrade-Kaffee im ganzen Haus.

Jugendliche gestalten mit

Ein zentraler Baustein war die aktive Einbindung der Kinder und Jugendlichen. „Wir wollten, dass Nachhaltigkeit nicht von oben kommt, sondern selbst erlebt und mitgestaltet wird“, erklärt Gehring. So entstanden Upcycling-Aktionen, bei denen alte Möbelstücke kreativ aufgearbeitet wurden, eine Müllsammelaktion im Frühjahr, Workshops rund um Ernährung und Lebensmittelverwertung, Kompostbau und ein selbst organisiertes Tauschregal. Höhepunkt war eine ganze Nachhaltigkeitswoche, mit eigenen Projekten, einem Quiz und einer Fahrradtour.

Auch langfristige Veränderungen wurden angestoßen: Eine Wohngruppe hat Hühner angeschafft, neue Obstbäume wurden gepflanzt, eine Insektenwiese angelegt – das passende Insektenhotel ist bereits in Planung. Mit einer Photovoltaikanlage investiert die Einrichtung nun auch infrastrukturell in eine nachhaltige Zukunft.

Sichtbarkeit und Wirkung über die Einrichtung hinaus

Um das Thema über die Einrichtung hinaus sichtbar zu machen, wurden personalisierte Samentüten mit dem Don Bosco-Logo gestaltet und bei Besuchen von Jugendämtern und Partnerorganisationen verteilt. „Das Interesse war groß, und es war schön zu sehen, wie sehr unsere Initiative wertgeschätzt wurde“, sagt Gehring. 

Auch beim bundesweiten Vernetzungstreffen der Nachhaltigkeitsbeauftragten aller Don Bosco Einrichtungen wurde das Projekt aus Pfaffendorf/Ebern vorgestellt – als positives Beispiel gelebter Nachhaltigkeit.

Für Stefan Gehring ist klar: „Das Nachhaltigkeitsjahr war ein Anfang, kein Abschluss. Wir haben gemerkt, wie viel Potenzial in diesem Thema steckt – fachlich, pädagogisch, aber auch menschlich.“ Sein Rat an andere Einrichtungen: „Einfach mal machen. Der Rest ergibt sich oft von selbst – wenn das Herz für das Thema schlägt.“

Text: Moritz Trebin; Fotos: Don Bosco Pfaffendorf/Ebern