Provinzgemeinschaftstag auf dem Helenenberg

Veröffentlicht am: 8. Juli 2025

Helenenberg – Der 5. Juni war ein besonderer Tag: Das Fest des heiligen Bonifatius, des Patrons der Deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos. Am Namenstag des „Apostels der Deutschen“ feierten die Salesianer ihren Provinzgemeinschaftstag. In diesem Jahr fand die Feier bei Don Bosco Helenenberg statt – einem Ort mit besonderer Bedeutung: Seit hundert Jahren sind die Salesianer dort tätig.

Pater Otto Nosbisch, Direktor der Salesianergemeinschaft in Trier und Pastoralleiter des Jugendhilfezentrums in Welschbillig (Kreis Trier-Saarburg), hatte den Ort vorgeschlagen und den Tag vorbereitet. Am Freitagmorgen, 6. Juni, begrüßte er 17 Mitbrüder aus der gesamten Provinz.

Helenenberg ist wichtiger Standort in der Provinz

Im Klosterladen der Einrichtung hieß Provinzial Pater Reinhard Gesing SDB die Gäste willkommen und bat um eine kurze persönliche Vorstellung. Dabei wurde deutlich: Fast jeder der Anwesenden hatte im Laufe seiner Laufbahn Berührungspunkte mit dem Helenenberg. Auch das Leitungsteam des Jugendhilfezentrums war anwesend und spürte die tiefe Verbundenheit der Provinz mit dem Ort.

Nach dem Begrüßungskaffee folgte ein Referat von Bruder Jean-Paul Muller SDB – ein Mann, der wie kaum ein anderer mit dem Helenenberg verbunden ist. Viele Jahre war er Einrichtungsleiter vor Ort und traf Entscheidungen, die die Einrichtung bis heute prägen. Dazu gehört unter anderem die Gründung der Gruppen Pinardi und Turin – Lebensorte für Jugendliche mit auffälligem sexuellem Verhalten in jungen Jahren.

Der Helenenberg: Ein Ort für Menschen, die unterwegs sind

Mullers Vortrag stand unter dem Leitgedanken: „Aufnahme und Sorge um Menschen, die unterwegs sind.“ Der Helenenberg sei immer ein Ort für Menschen gewesen, die unterwegs sind: aus anderen Teilen Deutschlands und Nordeuropas auf dem Weg nach Sankt Matthias in Trier, auf der Suche nach Arbeit, in der Zeit der Kriegswirren auf der Suche nach Verwandten. Unterwegs, weil sie den Ort, an dem sie bisher waren, verlassen mussten, da sie und andere geschützt werden mussten oder weil sie unerwünscht sind. 

Für Muller steht fest: „Dass wir Salesianer vor 100 Jahren Mitbrüder baten, sich hier niederzulassen, war inspiriert von Don Boscos Werten – für alle jungen Menschen da zu sein und ihnen zu helfen.“

Diese Vision müsse immer wieder neu formuliert werden – „in Sprachen, die die Menschen verstehen“. Den Mitbrüdern rief er ins Gewissen: „Unsere Erziehungskonzepte, sei es in der Ministrantenarbeit oder in einem sehr komplexen pädagogischen Setting wie hier auf dem Helenenberg, müssen sich auf die Wertschöpfung konzentrieren. Dafür müssen wir uns von unseren alten Gewissheiten und vor allem von unserem Determinismus verabschieden und risikobereiter werden, um das Unbestimmte, das Uneindeutige zu umarmen.“ 

„Es kommt auf jeden von uns an!"

Denn für den Salesianer ist klar: „Sonst sehen wir die Chancen, die sich uns bieten, nicht!“ Er forderte nichts anderes als einen Ruck, der durch die Provinz geht: „Heute, in einer Welt, in der das Religiöse verschwindet und die Kirche sich für jeden Gedanken verteidigen muss, kommt es auf jeden von uns an!“ 

Dabei hat Jean-Paul Muller die Welt mit den Worten von Jan Loffeld beschrieben: „Wir leben in einer Zeit, in welcher den Menschen scheinbar nichts fehlt, wenn Gott fehlt.“ – Und er erinnerte an das, was Papst Leo XIV. nach seiner Wahl den Kardinälen mit auf den Weg gegeben hat: „Auch heute wird der christliche Glaube in nicht wenigen Fällen als etwas Absurdes angesehen, als etwas für schwache und wenig intelligente Menschen; vielfach werden andere Sicherheiten wie Technologie, Geld, Erfolg, Macht und Vergnügen bevorzugt.“ 

Am Ende des Leo-Zitats und des Referats von Pater Muller aber stand: „… doch seine Worte verweisen in einem allgemeineren Sinn auf eine unverzichtbare Anforderung für alle, die in der Kirche ein Leitungsamt ausüben: zu verschwinden, damit Christus bleibt, sich klein machen, damit er erkannt und verherrlicht wird, sich ganz und gar dafür einzusetzen, dass niemanden die Möglichkeit fehlt, ihn zu erkennen und zu lieben.“

Besuch des Ehrenfriedhofs und gemeinsamer Gottesdienst

Im Anschluss besuchten die Mitbrüder den Ehrenfriedhof auf dem Helenenberg, wo verstorbene Salesianer neben gefallenen Soldaten ruhen. Dort beteten sie, und der Provinzial segnete die Gräber.

Höhepunkt des Tages war die Heilige Messe, zu der nicht nur die Salesianer und das Leitungsteam, sondern alle Mitarbeitenden eingeladen waren.

In seiner Predigt knüpfte Provinzial Reinhard Gesing an das Bild des Reisenden an – passend zum Leben des heiligen Bonifatius. „Wir leben in einer mobilen Zeit – wir sind ständig unterwegs. Im Alltag, auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule. Gerade wir Deutschen sind in der Urlaubszeit auf Reisen. Millionen sind täglich unterwegs, das wird in den vielen Staus deutlich, an den unzähligen Menschen, die uns an Bahnhöfen und in vollen Zügen begegnen.“

Bonifatius, ursprünglich Wynfreth genannt, kam früh in eine Klosterschule, trat dort später ins Kloster ein. Mit 30 wurde er Priester und unterrichtete Grammatik und Dichtung. 716 reiste er erstmals als Missionar nach Friesland, scheiterte jedoch am Widerstand von Herzog Radboth. Nach seiner Rückkehr wurde er Abt in Nursling, legte das Amt aber im Jahr 718 nieder und pilgerte nach Rom. Dort beauftragte ihn Papst Gregor II. mit der Missionierung „ungläubiger Völker“ und gab ihm den Namen Bonifatius – „der gutes Schicksal Bringende“.

Der Heilige Bonifatius: ein Reisender als Vorbild 

„Bonifatius zog nach Bayern, Thüringen und Hessen“, hielt Gesing fest, „und ordnete die kirchlichen Verhältnisse neu. Er gründete die Bistümer Regensburg, Passau, Salzburg, Freising, Büraburg bei Fritzlar, Würzburg, Eichstätt und Erfurt. Wie wir sehen: Er tat dies sehr erfolgreich, die meisten bestehen bis heute. Später wurde Bonifatius Bischof von Mainz.“ Mit 82 Jahren habe er sich noch einmal aufgemacht, um die Friesen zu bekehren, schilderte der Provinzial: „Das war 754. Am Pfingstfest dieses Jahres war er auf dem Weg zur Firmung friesischer Christen. Genau auf diesem Weg wurde er erschlagen. Am Morgen des 5. Juni 754 erlitt er den Märtyrertod. Sein Leichnam ging ebenfalls auf eine Reise – von Dokkum in Friesland über Utrecht und Mainz nach Fulda.“

Das Leben des Bonifatius war eine Reise. „Es war ein bewegtes Leben“, hielt Pater Reinhard Gesing SDB fest: „Es hieß immer wieder Aufbruch, immer wieder neue Ufer, immer wieder ging es in die Fremde. Auf dem Weg ist auch der Helenenberg, an dem wir heute sind. Zu einer Zeit, die auch immer wieder im Wandel ist.“ 

Die zentrale Herausforderung: Offen sein, für die jungen Menschen

„Wir müssen uns diesem Wandel stellen“, rief Gesing seinen Mitbrüdern und den Helenenbergern entgegen: „Wir müssen uns immer wieder die Frage stellen: Was ist es, was die jungen Menschen heute brauchen? Was ist es, das ihr Leben jetzt besser macht? Es ist eine ständige Herausforderung. So müssen wir immer offen sein für die jungen Menschen, die heute zu uns kommen.“

Nach einem guten Mittagessen in der Kantine des Helenenbergs fuhren die Mitbrüder nach Trier. Dort hatten sie eine Domführung und schlossen den Gemeinschaftstag mit Kaffee und Kuchen bei den Josefsschwestern in Trier ab.

Text und Fotos: Thomas Hoffmann