Berlins neuer Kultursenator Joe Chialo ist ein Ehemaliger Don Boscos

Veröffentlicht am: 15. Mai 2023

Berlin - Wer Joe Chialo kennt, war nicht überrascht: Als Berlins neuer Kultursenator Ende April seinen Amtseid ablegte, war es für ihn selbstverständlich, dass er hinzufügte: „So wahr mir Gott helfe“. Wie nur wenige Politikerinnen und Politiker macht der 52-Jährige mit afrikanischen Wurzeln aus seinem christlichen Glauben keinen Hehl. Der Musikmanager ist eng mit der katholischen Kirche verbunden und bekennt sich offen dazu. Kirche sei seine „Heimat“, wie er in seiner Biografie bekennt. „Sie hat mir Geborgenheit und Halt gegeben, sie war und ist mein Zuhause.“

Es war nicht nur der tiefe Glaube seiner Familie, der Chialo bis heute prägt. Auch die Diplomatenkarriere seines tansanischen Vaters hatte einen wichtigen, vielleicht den entscheidenden Einfluss auf Chialo. Mit acht Jahren war er mit seinen Eltern und Brüdern nach Bonn gekommen, wo sein Vater einen Posten in der Botschaft seines Heimatlandes übernahm. Doch nach kurzer Zeit wurde der Diplomat nach Schweden versetzt, und es stellte sich die Frage, wie es mit Joe und seinem älteren Bruder Jerome weitergehen sollte. Die Antwort kam von einem Mann, der Chialos Leben wesentlich prägen sollte.

„Pater Oerder war immer für mich da“

Es war Salesianerpater Karl Oerder (1928-2019), ein Freund der Familie. „Er ist mein Ziehvater geworden“, so Chialo. „Er war immer für mich da, stand mir auch im Erwachsenenleben mit Rat und Tat zur Seite.“ Oerder sorgte dafür, dass Chialo und sein Bruder am Antoniuskolleg in Neunkirchen, einem Gymnasium und Internat, das bis 2014 in Trägerschaft der Salesianer Don Boscos lag, eine solide Schulausbildung erhielten. Auf Oerders Anraten absolvierte Chialo nach dem Abitur auch eine Lehre als Zerspanungsmechaniker und lebte in dieser Zeit im Don-Bosco-Jugendwerk Nürnberg. „Er wollte mich an der Werkbank sehen, das war für ihn ehrliche Arbeit, die krisenfest war.“ Bis heute ist er dem Pater für die manchmal harten Erfahrungen an der Werkbank dankbar.

Es folgten mehrere Studiensemester in Geschichte, Politik und wirtschaftlichen Staatswissenschaften sowie Jobs als Kellner, Türsteher eines Clubs und Sänger einer Band, bevor sich Chialos berufliche Ziele klärten. Schwierige Jahre mit vielen Stationen. Alles andere als gradlinig war auch sein Weg in die Politik, für die ihn schon heiße Diskussionen mit seinem Ziehvater begeistert hatten. Zunächst interessierte er sich für die FDP, später engagierte er sich bei den Grünen.

Als Chialo 2016 in die CDU eintrat, war es Angela Merkel, die ihn mit ihrer Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtlingen tief beeindruckte. „Das war das ‚C‘. Das war christlich. Sie handelte gegen ungemein viele Widerstände auch in der eigenen Partei“, bewundert Chialo sie bis heute. Bundesweit gehört wird Chialo, der sich als „Afropäer“ bezeichnet, auch als Stimme, die sich für Beziehungen mit Afrika auf Augenhöhe stark macht. Nun muss er in seinem neuen Regierungsamt unter Beweis stellen, dass seine Managerqualitäten auch für die Berliner Verwaltung reichen.

KNA/RefÖA
Foto: IMAGO/Stefan Zeitz