Josua Schwab zum Priester geweiht: „Ich möchte den Weg der Kirche mitgestalten“

Veröffentlicht am: 09. Juli 2023

Benediktbeuern – Der Salesianer Don Boscos Josua Schwab hat am Samstag, 08.07.2023, in der Basilika des Klosters Benediktbeuern die Priesterweihe empfangen. „Für mich ist das ein Tag der Freude und der Gemeinschaft“, sagte der 33-Jährige. „Unser Glaube soll an diesem Tag im Mittelpunkt stehen, nicht ich als Person. Ich bin nicht an meinem Ziel angekommen, sondern der Weg geht weiter. Um heute Priester zu sein, braucht es vor allem Demut, und ich bin froh, dass mich so viele Menschen auf meinem Weg begleiten.“

Familie, Freundinnen und Freunde waren zahlreich gekommen – genauso wie viele Mitbrüder, Don Bosco Schwestern und andere Wegbegleiter aus der Don Bosco Familie. Auch viele junge Menschen aus dem Jugendhilfezentrum Don Bosco in Sannerz nahmen an dem Festgottesdienst teil, dem der Fuldaer Bischof Michael Gerber vorstand.

Sich vom Atem Gottes leiten lassen

In seiner Predigt betonte Bischof Gerber, wie wichtig es für eine diakonische Kirche sei, „sich vom Atem Gottes leiten zu lassen“. Er spielte damit auf das Geburtsdatum von Josua Schwab am 9. November 1989 an: „Kirche als diakonische Kirche – das bedeutet, dass der ‚Wind of Change‘ erfahrbar wird im Leben gerade derer, die schon zu viel mitbekommen haben im Leben.“ Es gehe um die Botschaft im Hier und Jetzt und darum, das „Ja“ zum Dienst als Priester in die konkreten Zeiten und Räume hineinzusprechen, „in denen Menschen heute ringen, nach Lebensqualität suchen, in denen Menschen heute leiden“.

Fotos: Katharina Reichvilser

Weiterhin führte Bischof Gerber den Kern des priesterlichen Dienstes aus, der darin bestehe, „sich ganz zur Verfügung zu stellen, dass Christus als gegenwärtig und handelnd erfahrbar wird in unserer Kirche – in den Zeichen von Brot und Wein auf dem Altar und in den anderen Sakramenten“. Priesterlich leben, das heiße, „nicht beim Vordergründigen stehen zu bleiben, sondern tiefer zu schauen“. Die Priesterweihe erfolgte durch Handauflegung und Salbung der Hände des Neugeweihten. Sie ist eines der sieben Sakramente der katholischen Kirche. Josua Schwab versprach mit ihr, nach dem Vorbild Jesu Christi zu leben und zu handeln.

Josua Schwab wuchs in Ettenheim, einer Kleinstadt nördlich von Freiburg, am Rande des Schwarzwaldes auf. Von Kindheit an erlebte er Kirche als lebendige Gemeinschaft im Glauben. 15 Jahre lang engagierte er sich als Ministrant in seiner Heimatpfarrei Sankt Nikolaus in Ettenheim-Altdorf. Nach seinem Studium der Philosophie und Theologie in Benediktbeuern und Freiburg begann er im Oktober 2014 sein Aspirantat bei den Salesianern Don Boscos in der Jugendbildungsstätte Calhorn und wechselte 2015 für das Vornoviziat in das Jugendhilfezentrum Don Bosco in Sannerz. An das Vornoviziat schloss sich das Noviziat in Pinerolo (Italien) an.

„Jugendhilfe ist mir ein Herzensanliegen"

Nach seiner Erstprofess 2016 arbeitete Josua Schwab zunächst als Betreuer einer Wohngruppe im Jugendhilfezentrum Don Bosco in Sannerz mit, bevor er im Sommer 2017 für das Studium der Sozialen Arbeit nach Benediktbeuern wechselte. In dieser Zeit absolvierte er auch ein zweijähriges Weiterbildungsstudium im Bereich Straßenpädagogik, das als E-Learning-Programm über die Universität Heidelberg angeboten wird. Seit 2020 wirkt er bei der Betreuung und Weiterentwicklung dieses Studienprogramms mit. „Diese Art der Jugendhilfe ist mir ein Herzensanliegen. Ich versuche, da alle meine Kräfte reinzustecken, um für diese jungen Menschen da zu sein“, erklärt Josua Schwab. „Gerade in Brennpunktvierteln ist es nicht immer einfach, Perspektiven für eine gelingendere Zukunft zu entwickeln. Aber es lässt sich viel bewegen – und das ist ein spannender Prozess.“

Praktische Erfahrungen in der Arbeit mit jungen Menschen sammelte Josua Schwab auch in der Jugendherberge und in der Jugendbildungsstätte Aktionszentrum in Benediktbeuern. Zudem begleitete er fünf Jahre lang, von 2016 bis 2021, die Inlandsvolontäre von Don Bosco Volunteers, das sind junge Menschen, die bei Don Bosco in Deutschland ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren. Eine sehr prägende und nachhaltige Erfahrung bildete für Josua Schwab ein Auslandsjahr, das er 2019 in der Gemeinschaft der Salesianer Don Boscos in Lyon (Frankreich) verbrachte, wo er im Bereich Streetwork und Jugendsozialarbeit in verschiedenen prekären Vorstadtbezirken mitarbeitete.

Neue Aufgabe in Istanbul

Seit März 2021 ist Josua Schwab als Gruppenleiter im Jugendhilfezentrum Don Bosco in Sannerz tätig, wo er im Juni 2022 seine Ewige Profess feierte. Seine Diakonenweihe empfing er im Oktober 2022.

Josua Schwab ist dankbar für diese Jahre als Salesianer Don Boscos, die hinter ihm liegen: „Ich habe viel Raum bekommen, um intensiv zu wachsen, mich zu entwickeln und um zu erleben, wie vielfältig so ein Ordensleben ist. Ich bin in erster Linie Salesianer Don Boscos – das war ich vor der Priesterweihe, das bleibe ich danach und das ist die Basis. Die Kirche muss sich in vielen entscheidenden Punkten bewegen und ich habe für mich beschlossen, dass ich ein Teil dieser Veränderung sein möchte. Ich möchte nicht frustriert davonlaufen, sondern diesen Weg mitgestalten.“

Ab Oktober 2023 wird Josua Schwab die deutschsprachige Seelsorge in der Pfarrei St. Paul in Istanbul leiten. Außerdem wird er im Don-Bosco-Zentrum für Flüchtlingskinder tätig sein. Auf dem Gelände des Ordens in Istanbul befindet sich an zwei Standorten neben einer Beratungsstelle für Flüchtlinge und einem Bildungszentrum für geflüchtete Kinder aus mehr als 20 Nationen auch eine staatlich anerkannte Privatschule.

RefÖA/Nicole Stroth