Studientag zu 150 Jahre Salesianische Weltmission

Veröffentlicht am: 24. November 2025

Bonn – Am 7. November lud die Missionsprokur der Deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos in Bonn zu einem Studientag ein, um das 150-jährige Jubiläum der ersten Missionsaussendung unter dem Motto „danken, bedenken, neu angehen“ zu begehen. Gekommen waren Gäste der Missionsprokur Wien und von Jugendhilfe weltweit aus Beromünster sowie Don-Bosco-Schwester Birgit Baier aus Essen. Das abwechslungsreiche Programm würdigte das besondere Engagement der Missionarinnen und Missionare heute wie damals und regte zu einem Austausch über unser Missionsverständnis an.

Die ersten Missionare: Theologen, Handwerksmeister und Pädagogen

Provinzial Pater Reinhard Gesing eröffnete mit einem Blick auf die ersten zehn Missionare, die der heilige Johannes Bosco selbst am 11. November 1875 von Turin nach Argentinien entsandte: junge Ordensmänner voller Begeisterung und Tatendrang, und schon damals nicht nur Theologen, sondern auch ausgebildete Handwerksmeister und Pädagogen. In den folgenden 150 Jahren sandten die Salesianer Don Boscos fast 11.000 Engagierte in die Mission: Botschafterinnen und Botschafter einer besonderen Art, die sich weltweit als echte Freunde der Benachteiligten und Vulnerablen und Fürsprecher für Kinder und Jugendliche erweisen.

Mission heute: Dekolonialisierte Weltmission und dynamische soziale Arbeit

Als Gastredner eingeladen war Msgr. Pirmin Spiegel, der viele Jahre im Nordosten Brasiliens wirkte. Der ehemalige Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks Misereor und heutige Referent für Globales Lernen und Nachhaltigkeit im Bistum Speyer gab wertvolle Impulse zur Weltmission. 

Das Jubiläum, so Msgr. Spiegel, lade dazu ein, die Vergangenheit kritisch zu reflektieren, sich der eigenen Identität zu vergewissern und angesichts der Zeichen der Zeit Konsequenzen für zukünftiges Handeln abzuleiten. Missionsarbeit müsse stets an die Kultur und Perspektive vor Ort anknüpfen, lokale und universelle Verantwortung miteinander verbinden und dem entgegenwirken, was der verstorbene Papst Franziskus als „globalisierte Gleichgültigkeit“ bezeichnete. Dabei gehe es, unter Bezug auf die Querida Amazonia (Nr. 28) darum, „zu erziehen, ohne zu entwurzeln; wachsen zu lassen, ohne die Identität zu schwächen; zu fördern, ohne zu vereinnahmen.“ 

Der Schlüssel zu einer dekolonialisierten Weltmission liege darin, sich auf Augenhöhe zu begegnen, aktiv zuzuhören und voneinander zu lernen – verbunden durch die gemeinsame Hoffnung, die uns im Christentum trägt und die uns dazu drängt, die Abgründe unserer heutigen Zeit anzugehen und durch radikale Veränderung eine bessere Welt möglich zu machen.

Br. Jean Paul Muller, Missionsprokurator in Bonn und Beromünster, betonte die enge Zusammenarbeit mit heutigen Missionarinnen und Missionaren als unsere lokalen Projektpartner. Mission sei jedoch viel mehr als ein zeitlich begrenztes Projekt mit festgelegtem Projektziel. Vielmehr sei sie eine dynamische Form der sozialen Arbeit voll Leidenschaft und Herzblut – und aus der inneren Überzeugung heraus, als Missionarinnen und Missionare Gottes Willen zu erfüllen und den Menschen beizustehen, die unter menschlicher Gewalt und Ungerechtigkeit leiden.

Aus den Beiträgen entwickelte sich ein intensiver Austausch über die Chancen wie auch die Gefahren von Mission, wobei auch der Missionsbegriff selbst kritisch reflektiert wurde. Einig waren sich alle Teilnehmenden darin, dass Mission als innerer Antrieb von Einzelnen und Gemeinschaften ein großes Geschenk ist, das begeistert und zur Weiterführung der Mission Don Boscos einlädt.

Gemeinsamer Gottesdienst zum Abschluss

Der Studientag endete mit einer stimmungsvollen Eucharistiefeier in der Kirche St. Remigius und einem gemeinsamen Abendessen. Die Teilnehmenden gingen gestärkt im Glauben und mit neuer Zuversicht auseinander – ganz im Sinne der Worte von Msgr. Spiegel: „Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.“

Text und Fotos: Justina Delling