Kochvielfalt - Kulinarische Reise in die Türkei

Veröffentlicht am: 22. März 2022

Istanbul - Pater Simon Härting (38) lebt seit 2018 in der Türkei und arbeitet vor Ort für Don Bosco Istanbul. Genau dorthin führt uns die kulinarische Reise der nächsten Online-Veranstaltung „KochVielfalt” von Don Bosco Straßenkinder. Wir sprachen mit dem Salesianer über die Esskultur in der Türkei und seine persönlichen kulinarischen Vorlieben. Ein kleiner Vorgeschmack auf den 11. Mai.

Pater Simon, kochen Sie eigentlich gern?

Ich koche sehr gerne, aber wenn ich koche, brauche ich Zeit. Ich kann mich jetzt nicht schnell an den Herd stellen, und zack und zack irgendwas hinzaubern. Ich muss mich vorbereiten und dazu gehört auch das Einkaufen, das Kennenlernen der Rezepte, usw. Kochen ist für mich etwas Entspannendes.

Ein Land oder eine Kultur kann man sehr gut über die Kulinarik kennenlernen. Würden Sie dem zustimmen?

Dem würde ich auf jeden Fall zustimmen. Gerade was die Türkei angeht – das Essen und das Zusammenkommen beim Essen ist hier sehr wichtig. Das fängt mit dem Kleinen an: Wenn man irgendwo zu Besuch ist, bekommt man sofort ein kleines Gebäck angeboten, Tee oder einen Kaffee. Auch abends wird sehr gerne und sehr lange gemeinsam gegessen. Das zeichnet schon die Gastfreundschaft in diesem Land aus. Und beim Essen kommt man natürlich sehr gut mit den Menschen ins Gespräch.

Welche Rolle spielt denn die Esskultur in Istanbul? Hat es auch Ihnen dabei geholfen, einen Zugang zu den Menschen und der Kultur dort zu bekommen?

Ich glaube, man muss zwischen der Esskultur in Istanbul und der türkischen Esskultur unterscheiden. Istanbul ist ja doch eine sehr internationale Stadt und hier hilft das Essen auch dabei, dass man unter den Kulturen in einen Austausch kommt. Insgesamt ist das schon so, dass man hier mit dem Essen, mit den Einladungen oder mit dem Besuch im Restaurant noch mehr über das Land erfährt und die Menschen noch einmal anders kennenlernt – ein konkretes Beispiel ist die türkische Restaurantkultur. Die hat mir auch gezeigt, wie wichtig der Dienst am Menschen, das Bedienen, in der Türkei ist.

Und wenn ich ab und zu mal auch anderswo in der Türkei unterwegs bin, dann versuche ich auch dort die Kulinarik kennenzulernen und neue Dinge auszuprobieren. Und da gibt sehr viel zu entdecken. Was hier in der Türkei einfach sehr toll ist, ist das Farbenspiel des Essens. Das leuchtet immer in verschiedensten Farben. Und das zeigt auch noch einmal diese grundsätzlich positive Einstellung der Menschen in der Türkei.

Was ist denn so typisch für Istanbul, wo sie ja leben?

Istanbul ist jetzt nicht die kulinarische Hochburg der Türkei, da müsste man zum Beispiel in den Bereich von Antakya, Hatay gehen. Ich glaube, dass wir da noch einmal ganz andere Eindrücke bekommen. Trotzdem findet man sehr viel davon auch in Istanbul wieder. Im Allgemeinen würde ich sagen, typisch sind viel Gemüse, viel Salat und unterschiedliche Getreidesorten – etwa Reis, Bulgur oder Getreideschrot. Da ist eine größere Vielfalt da, als wir das in Deutschland kennen. Das macht die Küche auch sehr bekömmlich.

Auch Vorspeisen sind typisch, und ich könnte danach immer fast schon mit dem Essen aufhören (lacht). In Istanbul ist Fisch sehr verbreitet, dadurch dass der Bosporus, das Marmarameer und auch das Schwarze Meer sehr nah sind. Und der Fischfang ist auch eine Freizeitbeschäftigung von vielen Türken. In unmittelbarer Nähe zu Istanbul liegt die Großstadt Bursa, wo gerne auch eingelegte Kastanien oft auf dem Teller landen.

Nicht zu vergessen: Das Bekannteste aus der Türkei sind natürlich Süßspeisen wie Baklava.

Haben Sie den ein türkisches Lieblingsgericht und womit verbinden Sie das Gericht?

Das ist jetzt vielleicht nicht so vorbildlich, aber es gibt bei den Nachspeisen immer so einen türkischen Milchreis, den esse ich gerne. Ansonsten mag ich gegrilltes Gemüse am liebsten. Aber ich habe jetzt keine Speise, bei der ich sage: Das muss ich jedes Mal haben. Dafür ist die Auswahl auch einfach viel zu groß.

Hat sich in den Jahren, in denen sie dort leben, auch an ihren Vorlieben etwas verändert?

Eine Sache, die ich stark beobachtet habe, ist, dass es mir überhaupt nicht abgeht, dass es hier kein Schweinefleisch gibt. Als ich das erste Mal wieder in Deutschland war, dachte ich, jetzt muss ich unbedingt Schweinebraten essen. Aber irgendwie hatte ich dazu dann doch keine Lust. Was mir schon manchmal fehlt, sind unsere bayerischen Süßspeisen, eine gute Dampfnudel, ein ordentlicher Kaiserschmarrn oder ein Apfelstrudel – das sind einfach Dinge, die gibt es hier nicht. Aber da ich gerne mal in der Küche stehe, gibt es hin und wieder auch mal bayerische Spezialitäten bei uns im Haus. Unsere Köchin lernt gerade, wie man Dampfnudeln macht.

Worauf ich persönlich achten muss: In der Türkei wird sehr viel gegessen und auch viel mit Olivenöl gekocht. Da muss man schon mit dem Gewischt aufpassen. Vor allem, wenn man gerne Süßspeisen isst (lacht).

Am 11. Mai führt uns die kulinarische Reise mit der Veranstaltung „KochVielfalt“ zu Ihnen nach Istanbul. Wissen Sie schon, was an diesem Tag zubereitet wird?

Genau, am 11. Mai werden wir mit Istanbul zu Gast bei „KochVielfalt“ sein und ich hatte mir drei Gerichte überlegt, die ich dem Redaktionsteam gerne vorschlagen würde. Das ist zum einen acılı ezme (übersetzt: scharfer Gewürzdipp), eine rote, scharfe Gemüsepaste als Vorspeise. Das zweite nennt sich Batırık (übersetzt: Sesampuffer). Es ist ein Gericht, in dem viel Bulgur, also Weizenschrot, verwendet wird, sowie auch Tahina, eine Sesampaste. Das ist typisch für die Region Mersin im Süden der Türkei. Das dritte Gericht, das hier sehr gerne gegessen wird, ist Imam bayıldı (übersetzt: Der Imam fiel in Ohnmacht).

Zum Essen gehört auch das Getränk dazu. In der Türkei gibt es, anders als man das vielleicht erwartet, sehr gute Weine. Es gibt insgesamt eine gute Auswahl von Getränken, die auch zum Essen gereicht werden können. Sehr typisch ist natürlich Rakı, ein Anisschnaps ähnlich wie der griechische Ouzo oder der iranische Arak. Und auch das türkische Bier ist nicht schlecht, ich trinke am liebsten das unfiltrierte „Bomonti“.

Interview: Patrizia Czajor

Mehr Informationen zur Veranstaltung am 11. Mai und zum Format „KochVielfalt“