Hoffnung schenken, Zukunft gestalten: Erste Missionsaussendung Don Boscos vor 150 Jahren
München/Bonn – Sie unterrichten Kinder in abgelegenen Bergdörfern, eröffnen Berufsschulen in Krisenregionen, begleiten Straßenkinder auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben und stehen jungen Menschen in schwierigen Lebenssituationen mit Rat und Herz zur Seite: Seit 150 Jahren engagieren sich Missionare der Salesianer Don Boscos weltweit dafür, dass junge Menschen Chancen auf Bildung, Ausbildung und ein Leben in Würde erhalten.
Am 11. November 1875 brachen in Turin (Italien) zehn junge Ordensmänner im Auftrag Don Boscos nach Argentinien auf. Ihr Ziel war die Patagonien-Mission – ein mutiger Anfang, der den Grundstein für 150 Jahre weltweiten missionarischen Einsatz legte. Immer im Mittelpunkt: junge Menschen, besonders die Armen und Benachteiligten.
Ein Foto schreibt Geschichte - das Foto von der ersten Missionsaussendung
„Missionare sind Hoffnungsträger. Sie tragen durch ihr Wort und ihr Leben die Frohe Botschaft in die Welt – nicht selten an Orte und zu Menschen, für die sich sonst niemand interessiert“, betont Pater Reinhard Gesing SDB, Provinzial der Deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos. „Sie sind Menschen, die Grenzen überwinden können. Tief verwurzelt im christlichen Glauben, glauben sie an das Gute in jedem Menschen und an die Veränderbarkeit von schwierigen Lebenssituationen.“
Gelebte Menschlichkeit und tatkräftige Hilfe
Für die Salesianer Don Boscos bedeutet Mission, gemäß dem Auftrag Jesu Christi durch Wort und Tat das Evangelium zu bezeugen, indem sie jungen Menschen Perspektiven eröffnen – durch gelebte Menschlichkeit und tatkräftige Hilfe, Erziehung und Bildung. Sie verstehen ihren Auftrag als Dienst am Leben. Überall dort, wo Kinder und Jugendliche in Not oder benachteiligt sind, soll spürbar werden, dass der Glaube sich im Tun zeigen muss, in praktizierter Nächstenliebe, in Hilfe zur Selbsthilfe für eine gelingende Zukunft.
Ein Beispiel für dieses Verständnis von Mission ist Pater Rudolf Lunkenbein. In den 1970er-Jahren wirkte der junge Salesianer in Brasilien unter den indigenen Bororo. Er lebte mitten unter ihnen, lernte ihre Sprache und kämpfte an ihrer Seite für den Erhalt ihres Landes und ihrer Rechte. Er war überzeugt, dass echte Mission nur im Respekt vor der Kultur und Würde der Menschen geschehen kann. Sein Einsatz für Gerechtigkeit machte ihn zu einem glaubwürdigen Zeugen des Evangeliums – bis er 1976 von weißen Siedlern ermordet wurde.
50. Todestag Pater Lunkenbeins im Jahr 2026
Der gebürtig aus Ebensfeld in Oberfranken stammende Priester steht stellvertretend für über 200 Missionare der Salesianer Don Boscos, die von Deutschland aus in ferne Länder entsandt wurden; fast 11.000 sind es weltweit. Viele von ihnen haben Schulen aufgebaut, Berufsbildungszentren gegründet, sich in Straßenkinderprojekten engagiert oder in humanitären Projekten mitgearbeitet – immer mit dem Ziel, jungen Menschen eine bessere Zukunft zu eröffnen. 2026 jährt sich der Todestag Pater Lunkenbeins zum 50. Mal – ein Anlass, seines Einsatzes und des aller Missionare besonders zu gedenken.
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Missionarische Berufungen sind selten geworden, der Begriff „Mission" heute oft negativ behaftet. „Es gab Zeiten, da war Mission von Zwang begleitet, heute ist das anders. Mission soll für mich Fenster öffnen, damit ich meinen Horizont erweitern kann – auch durch das Licht des Evangeliums. Und das Wichtigste: Mission bedeutet ein Angebot; ich entscheide, ob und wie weit ich das Fenster dazu öffnen“, sagt Salesianerbruder Jean-Paul Muller SDB. Als langjähriger Generalökonom der Salesianer Don Boscos hat er viele Missionare weltweit erlebt und ihre Arbeit aus nächster Nähe begleitet. Heute ist er als Missionsprokurator in Bonn und Beromünster (Schweiz) tätig und kennt die Herausforderungen, denen Missionare in aller Welt begegnen.
„Missionare schenken Hoffnung in dunkelsten Zeiten"
„Missionare sind Botschafter des christlichen Glaubens, die auch in dunkelsten Zeiten Hoffnung schenken. Sie haben keine wirtschaftlichen oder persönlichen Interessen, sondern stellen sich in einen höheren Dienst. Sie sind Botschafter einer anderen Art und unterwegs für eine andere Welt“, so Muller. In der Zukunft werde es eine große Herausforderung sein, Männer und Frauen zu finden, die sich bewusst um andere Menschen kümmern wollen, damit etwas Neues entstehen kann.
Zum Interview mit Br. Jean Paul Muller SDB
Seit 150 Jahren zeigen Missionare der Salesianer Don Boscos, wie von Respekt und Wertschätzung getragene Erziehung und Bildung, persönliche und spirituelle Begleitung das Leben junger Menschen verändern können. Auch heute gilt ihr Engagement der Vision Don Boscos: Chancen eröffnen, Talente entfalten, aus dem Glauben Hoffnung geben. Die Missionare stehen weiterhin an „vorderster Front“ – dort, wo die Not am größten ist – und machen erfahrbar, dass christlicher Glaube immer auch Dienst am Leben bedeutet.
Mission findet längst nicht mehr nur in Afrika, Asien und Lateinamerika statt. Auch in deutschen Städten wie Köln, München, Berlin oder Chemnitz werden junge Menschen begleitet, gefördert und unterstützt – so findet die Mission der Salesianer Don Boscos heute überall dort statt, wo sie gebraucht wird, damit das Leben junger Menschen gelingt.
RefÖA/kh/kp
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